MORGEN
1.
Wenn mich die Vögel wecken.
Wenn ich bis ganz zum fu~iner Schloss gehe.
Noch ist Dämmerung, die Ljubljanica wogt
unter den Schwaden des Morgennebels.
Wenn ich gehe, alleine und voll der Ruhe
wie sie nur der Morgen gewähren kann.
Die Nacht ist vergessen, versunken
im tiefen Schatten der gefällten Bäume.
Wenn ich gehe, ohne Absicht und Richtung.
Wenn ich gehe, grad so in den Tag. Ohne Gedanken
und Worte. Wenn ich gehe. Noch nicht abgezählt.
Noch nicht eingereiht. Noch nicht zugeteilt.
Für wen auch immer. Für was auch immer.
Wenn ich gehe. Wenn ich alleine gehe.
2.
Ich gehe. Die schmale Asphaltstrasse trennt
zwei Morgen. Den der ersten Radionachrichten
und den der analogen Vogellieder.
Nassschwarze Wurzeln ragen aus dem Bach-
ufer und recken sich zum Wasser. Ich gehe.
In Symbiose mit dem schläfrigen Käfer,
im Einklang mit dem Amselpfeifen.
Erste Sonne umstrahlt die Dächer ferner
Blöcke und verwandelt sie in Spiegel.
Die Hasen in den nichtvorhandnen Himmel werfen.
Ich gehe. Ohne an Entfremdung zu denken,
ohne zu denken, dass ich nicht zum Gras gehöre,
zum blühenden Strauch, zum versteckten Stieglitz.
Ich gehe. Wahrhaftig. Ganz. Ich.
At Štanjel & Dane, Slovenia.